Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch und in vielen Berufen eine unumgängliche Voraussetzung. Auch die deutsche Bundesregierung hat dies erkannt und Dorothee Bär mit dem Amt als Staatsministerin für Digitalisierung beauftragt die Lehre mit und über digitale Medien an den Schulen als Kernkompetenz zu etablieren. In vielen anderen Ländern ist die digitale Bildung—oder Neudeutsch Computergestütztes Denken (English: Computational Thinking)—bereits Bestandteil der schulischen Ausbildung und gilt dort als grundlegende Fertigkeit für alle, nicht nur für Informatiker.
Schon heute umfasst der Bedarf an diesen Fertigkeiten so unterschiedliche Bereiche wie Data Science, Journalismus und Computer-Ausbildung; und sogar früher körperlich-intensive Berufe erfordern immer mehr computergestütztes Denken. Zum Beispiel betreibt ein Maschinist an einer Fabrikmontagelinie die Maschine von einem Kontrollraum aus, überwacht dort den Prozess und ändert bei Bedarf die Parameter, um den Produktions-Algorithmus neu zu programmieren. Heute besitzt jedoch nur eine Minderheit das erforderliche Wissen darüber Computer-Software und -Hardware so anzupassen damit das Potential der rechenstarken Maschinen voll ausgeschöpft wird.
Das Warum? computergestütztes Denken wichtig ist, ist durch den Bedarf der Industrie erklärt. Allerdings hat die Politik noch keine grundlegenden Vorstellungen über das Wie? oder Was? gelehrt werden soll. Es gibt weder Anforderungen noch handlungsspezifische Anweisungen die als Handreichung an die Schulen gegeben werden können, um computergestütztes Denken an Schulen—und über Landesgrenzen hinweg einheitlich—zu lehren. Die explorative Studie, die in der Woche vom 9. April bis 13. April 2018 an der Ludwig-Erhard-Schule in Sigmaringen stattfinden wird, dient dazu Potentiale für digitale Medien im Unterricht und außerhalb des Unterrichts zu identifizieren um dann gezielt digitale Werkzeuge für Lehrer und Schüler gleichermaßen zu entwickeln.
Dr. Roman Rädle ist Postdoctoral Fellow in der Abteilung für Digitales Design und Informationwissenschaften an der Universität Aarhus in Dänemark. Im Jahre 2013/2014 war er Gastwissenschaftler am Game Innovation Lab an der New York University. Von August bis Dezember 2015 war er während eines 4,5-monatigen Praktikums bei Microsoft Research in Cambridge in die Gruppe Human Experience & Design eingebettet. Seine Forschungsinteressen umfassen Mensch-Computer-Interaktion und Informationsvisualisierung. Er arbeitet an der Verwendung interaktiver Notizbücher in Situationen, in denen die Anzahl der Personen und Geräte im Laufe der Zeit variieren kann. Sowohl Software also auch Hardware sollen die Übergänge zwischen diesen Situationen fließend und ohne mentale Gymnastik unterstützen. Zum Beispiel ihre Verwendung an Schulen, in denen Arbeiten mit Notizbüchern von Einzelarbeit ("Ich-Arbeit") zu kollaborativer Gruppenarbeit ("Wir-Arbeit") und umgekehrt wechseln kann.